"Metanoia" Peter Voigt 1991

Metanoia

In “Metanoia” konfrontiert Peter Voigt in einer optisch strengen Versuchsanordnung im ehemaligen Palast der Republik in Ostberlin vier Männer und sich selbst mit der Frage, wie sie – allesamt Hitlerjungen und vom Nationalsozialismus mehr oder weniger überzeugt – mit dem historischen Einschnitt von 1945 fertig wurden. Ihr Wandel geschah allmählich, sie haben sich aber dann vom neuen Staat DDR, 1949 gegründet, Individualität nicht mehr berauben lassen.

Der Film, der oft mit harten Schnitten innerhalb der Gespräche Einfühlung und Psychologie verhindert, provoziert Nachdenken. Und 1990 entstanden, provoziert er es auch für ein Thema, das offiziell nicht sein Thema ist, die Wende von 1989, denn ihm geht es um die Änderungen, das Umdenken schlechthin: 1949/49 ist sein Beispiel.

Wilhelm Roth: Nyon – eine harte Schule, 1991

“Metanoia” umkreist die Leerstelle DDR, ohne sie in einen dialektischen Zusammenhang aufheben zu können.

Stefan Reinecke, 1994

Finale (Kommentar)
Auf der Verladerampoe des Dresdner Großmarktes geschah es unbemerkt, dass ein frisch geborenes Ferkel durch einen Gulli rutschte und in die Kanalisation geriet.

Dort existierrte es weiter, unterirdisch und lichtlos, genährt von Abwässern und Gemüseabfällen, die heriengespült wurden. Jahre später, bei Reinigungsarbeiten, stiess man auf das Tier.

Es war kugelförmig, angepasst dem Kanalloch, in dem es aufgewachsen war; eine gallertartige Masse, in der ein Herz schlug, blind und gefrässig.

BRD 1991 / 75 Minuten / 16mm / sw
Buch, Schnitt, Regie: Peter Voigt
Beratung: Christlieb Hirte
Kamera: Christian Lehmann, Winfried Goldner,
Musik: Eisler, Ouvertüre Winterschlacht
Sprecherin: Carmen Bärwaldt